Im Nordosten Osnabrücks gibt es mit dem reizvollen Nettetal und der Bramheide ein weiteres sehr beliebtes Naherholungsgebiet mit einem dichten Wegenetz. Hier kann man bislang ungestört eine schöne Natur- und Kulturlandschaft genießen. Hoffentlich kommt es nicht dazu, dass die geplante Autobahn A33 Nord dieses jetzt noch zusammenhängende Gebiet zerschneidet und die Stimmen der Natur mit ihrem Rauschen übertönt. Dieser Wunsch ist zugegebenermaßen nicht ganz uneigennützig - dieses Gebiet ist unser persönlich besonders geliebtes Wanderparadies in unmittelbarer Nähe. Dieses Wandergebiet im Nordosten der Stadt Osnabrück ist das einzige stadtnahe Wandergebiet, das nicht durch eine Autobahn zerteilt wird.
Die Nette entspringt in Haaren (westlich von Ostercappeln) und mündet nach 19,5 Kilometern beim Osnabrücker Hafen in die Hase. In der Regel macht sie ihrem Namen alle Ehre und plätschert äußerst nett und lieblich vor sich hin.
Jedoch - sie kann auch anders. So beim letzten Hochwasser im August 2010, bei dem es in Osnabrück Katastrophenalarm gab. Einige Bilder dazu sind bei den Impressionen zu sehen.
Hat man einmal diese ursprüngliche Kraft der Nette erlebt, kann man sich gut vorstellen, wie sich der Fluss über die Jahrtausende hinweg tief in das Gestein eingeschnitten und dies malerische Tal geschaffen hat.
Mal führt der Wanderweg hoch über der Nette entlang und man blickt den Steilhang hinab auf die kleinen Wasserwirbel. Dann wieder schlendert man direkt an ihrem Ufer. Libellen, ein Eisvogel, eine Wasseramsel, mehrere Silberreiher ... immer wieder haben wir - besonders an den ruhigen Tagen - etwas anderes entdeckt.
Kinder lieben es, hier mit Becher und Lupe die Wasserwelt zu erforschen. Wenn die Luft in Osnabrück an heißen Tagen steht, ist es hier meist noch angenehm frisch und so mancher sucht hier Kühlung - das kann natürlich auch ein Helles im Biergarten bei Knollmeyers Mühle sein.
Minigolf und Klettergarten sind zwar seit 2006/2007 eine weitere Attraktion, haben aber leider auch dazu geführt, dass besonders am Wochenende der Uferweg schon fast zur Promenade wird.
Kein Fluss ohne Fische. Stichlinge lassen sich immer entdecken. Auch nette Forellen gibt es hier, allerdings nicht direkt in der Nette, jedoch bei der Forellenzucht Haus Nettetal: Zum selber angeln oder bereits lecker zubereitet. Und - schon fast kein Geheimtipp mehr: Im Bistro hier kann man nicht nur die Forellen genießen, sondern auch Kaffee und Kuchen - in freundlicher Atmosphäre mit Blick auf die Forellenteiche.
Und die Bramheide?
Hier handelt es sich um ein Flurstück östlich der Nette und südlich zur Wittekindsburg gelegen.
Sie ist charakterisiert durch grüne Laubdächer, die später in allen erdenklichen Herbsttönen schimmern. Weiter findet man Nadelbäume, eine z.T. ausgeprägte Buschvegetation, wogende im Spätsommer goldenfarbene Kornfelder. An deren Rändern leuchtend roter Mohn, himmelsblaue Kornblumen, weiß-gelbe duftende Kamille. Gelbe Rapsmeere und weite Ackerflächen, deren Ackerkrume im Sonnenlicht leuchtet. Die Erdbeerfelder zum Selberpflücken sind allgemein beliebt. Und, und, und, ... Von allen Farben etwas und im Wechsel der Jahreszeiten immer wieder neu und wunderschön.
Nur wildwachsende Heide mit ihrer lilavioletten Blütenpracht sieht man hier nirgendwo leuchten.
Weshalb aber dann heißt die Bramheide Bramheide?
Ich vermute, es handelt sich um einen alten überlieferten Flurnamen.
Unbebautes unfruchtbares Land wurde früher Heide genannt - mehr oder weniger kahl, kaum Baumbewuchs, aber viele kleine Sträucher, Flechten und Moose. Lilaviolett konnte es, musste es aber nicht zwingend blühen. Nach dem Ende der Plaggenwirtschaft könnte dies Gebiet aufgeforstet worden sein.
Nun zur Vorsilbe Bram.
Man könnte sie von "germ. brem, bram = Dorn, Stachel; aus indogerm. bhrom/bhrem = eine Spitze bilden oder vom althochdtsch. bráma = Dornstrauch, Dornengestrüpp herleiten. Noch heute wachsen hier sehr viele wilde Brombeerranken. Evtl. kann bram aber auch für Ginster stehen.
"Brambusch" (plattdeutsch), so wurde früher der Besenginster genannt. Und den gibt es noch heute an vielen Stellen in der Bramheide.
Aus Besenginster wurden nicht nur Besen (ähnlich wie Reiserbesen) gefertigt, sondern er wurde in früheren Zeiten im Februar /März auch gerne als Winterfutter für Schafe genutzt. Im norddeutschen Raum wurde er früher sogar gezielt über seinen Samen verbreitet, einerseits als Futterpflanze, andererseits um den Boden zu verbessern, da der Besenginster tiefwurzelnd ist.
Ob dies allerdings hier in der Bramheide der Fall war?
Vielleicht kennt der ein oder andere auch noch den plattdeutschen Ausdruck "bramduhne" (benebelt, beschwipst, betrunken). Wenn die Schafe nämlich zuviel von den hellgrünen "Brambuschtrieben" gefressen hatten, waren sie von den Inhaltsstoffen leicht betäubt und strauchelten über ihre eigenen Füße. Man ging aber davon aus, dass ihnen dies nicht geschadet hat.
In einer Karte von 1782 ist dieses Gebiet als "Bran Heidhüvel" eingetragen.
In jedem Fall wandern wir hier in einer Gegend mit vielen geschichtlichen Siedlungsspuren.
Die Östringer Steine (Großsteingrab) liegen kurz vor dem Wanderparkplatz Nettetal schräg gegenüber vom Hof Hanesch. Die ausgegrabenen Reste der Wittekindsburg (Fluchtburg während der sächsischen Kriege) können hoch oben auf der gegenüberliegenden Seite von Knollmeyers Mühle aufgespürt werden. Anhand der Infotafel und etwas Vorstellungskraft lässt sich auf das frühere Aussehen schließen.
Und was werden die jüngsten Ausgrabungen nahe dem Eschkötterweg ergeben? Handelt es sich dort vielleicht um die Brunnenreste einer alten Hofstelle? Wir sind gespannt.
Auch weisen die Äcker in diesem Gebiet z.T. noch deutliche Spuren der Plaggenwirtschaft auf.
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